Nachruf zu Prof. em. Dr. Franz-Peter Högemann

Mit großer Bestürzung haben die Mitarbeiter in der Alten Geschichte sowie das ganze Department Geschichte erfahren müssen, dass Prof. Dr. Franz-Peter Högemann am 30. November 2021 nach langer, ihn immer schwerer zeichnender Krankheit im Kreise der Familie in Ravensburg am Bodensee verstorben ist.

Prof. Dr. Franz-Peter Högemann wurde am 20. Februar 1941 in Göttingen geboren. Nach einem Studium der Katholischen Theologie und Altorientalistik an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster legte er sein Diplom in Katholischer Theologie ab. Weiter studierte er in einem Zweitstudium die Fächer Assyriologie, Klassische Philologie, Archäologie und Alte Geschichte in Münster, Würzburg und Tübingen. Im Jahre 1982 promovierte er an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg mit einer Arbeit zum Thema „Alexander der Große und Arabien“. 1991 legte er die Habilitation an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen mit einer Arbeit zum Thema „Das alte Vorderasien und die Achaimeniden – Rezeption vorderorientalischer Herrschaftsformen durch die Perser“ ab. Als Privatdozent am Historischen Seminar, Abteilung Alte Geschichte in Tübingen arbeitete er am TAVO Sonderforschungsbereich der DFG, bis er ab 1993 Inhaber der Professur für Alte Geschichte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg wurde. Hier haben ihn insbesondere Themen zum Alten Orient umgetrieben. So hat er zu den Ursachen des Endes des Hethiterreiches geforscht und publiziert, ebenfalls zu den juristischen Implikationen der Bestrafung von Flüssen sowie zu Orakelsprüchen in der Ilias und bei den Hethitern. Sehr bald nahm er aber auch dann sein Lieblingsthema ins Visier, das ihn bis zuletzt bewegte, das Lyderreich. 2006 ging er in den Ruhestand.

Herr Högemann war ein sehr warmherziger Kollege. Dieser Eindruck bleibt vorherrschend, fragt man ehemalige Kollegen in Tübingen oder Erlangen, die ihn seit Beginn der 1990er Jahre kennen. Er war uneitel im Auftreten, wohlwollend im Umgang mit Mitarbeitern in Tübingen bei seiner dortigen Arbeit am Tübinger Atlas für Altertumskunde bis 1993. Auch nach dem Weggang aus Tübingen pflegte er auch weiterhin die freundschaftlichen Beziehungen. In Erlangen war er gegenüber den Mitarbeitern am Lehrstuhl immer uneigennützig auf Ausgleich bedacht. Zudem knüpfte er intensive fachliche und fruchtbare Beziehungen über das Fach hinaus u.a. zur Indogermanistik, zur Archäologie, zur Theologie und zur angewandten Orientforschung: ein Forscher mit ungemein breiter, immer assoziativ arbeitender Forschung, ohne in Allgemeinplätze zu verfallen. Bei Studierenden war er durch seine ansteckende Begeisterung für sein Fach und wegen seines menschlichen Wesens äußerst beliebt.

Privat war er ein praktizierender Christ und mit seiner Frau in der katholischen Gemeinde in Tennenlohe aktiv. Er betreute regelmäßig schwerkranke Patienten im Hospiz.

Er selbst nahm sich zurück, auch als ihn bereits seine Krankheit zeichnete. Keinerlei Gram war zu erkennen – im Gegenteil, man hatte den Eindruck, dass er stets gewillt war, die Errungenschaften seiner jüngeren Kollegen immer mit ermunterndem Zuspruch zu unterstützen.

Auch nach dem Ausscheiden aus dem Dienst war er regelmäßig – und nicht nur zu Besuch – im Seminar. Legendär, darf ich sagen, war sein spiritus rectus in den interdisziplinären Seminaren, die er gemeinsam mit den Kollegen der Indogermanistik, der Archäologie und der Alten Geschichte ausrichtete, sein weiter Blick, der ihn zum Lehrmeister ohne aufdringliche Attitüde auch für jüngere Kollegen machte. Diese Seminare waren begehrt und stark besucht. Jede Sitzung war seinetwegen für alle ein Gewinn.

Er ging auf die Mitarbeiter am Department und der Alten Geschichte aktiv zu und zeigte ein reges Interesse an der weiteren Entwicklung. Er besuchte Gastvorträge und beteiligte sich aktiv an den wissenschaftlichen Diskussionen. Sein Hauptinteressensgebiet trieb ihn auch zu weiterer Forschung, die ihre Frucht in der gemeinsam mit Norbert Oettinger publizierten Monographie über Lydien trug (2018), die ein positives Echo in der Gelehrtenwelt erzeugte.

Erst, als seine Krankheit ihn merklich hinderte, wurden seine Besuche seltener und ebbten schließlich ganz ab – ein herber Verlust. Er wird uns fehlen.

Die Alte Geschichte und das ganze Department verlieren mit Prof. Dr. Franz-Peter Högemann einen in besonderer Weise engagierten Wissenschaftler und Kollegen. Wir werden ihm ein stets ehrendes Gedenken bewahren.

Boris Dreyer