Römerboote: Zwischenstopp und Wasserung + UPDATE

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Ein neues FAU-Römerboot wurde am Altmühlsee zu Wasser gelassen und die Danuvia alacris kehrt für Reparaturarbeiten von der Donau zurück

Drei Jahre war sie auf der Donau unterwegs, nun ist sie zurück: Die Danuvia alacris, das zweite Römerboot der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), kehrt nach drei Jahren Fahrt auf der Donau für rund sieben Monate heim in die Werft im Schlungenhof am Altmühlsee und wird dort generalüberholt. Doch die Rückkehr der Danuvina alacris ist nicht das Einzige, was an diesem Tag im Schlungenhof gefeiert wurde: Das neueste Boot der FAU-Flotte wurde zu Wasser gelassen, die Alchmona rediviva, die wiederbelebte Altmühl. Das alles kulminierte am Dienstag 23.9. 2025.

Fiebrig wurde der Dienstag vorbereitet, während noch andere Aktivitäten liefen. Am Freitag, 19.9., wurden Rudertests mit unterschiedlichen Aufhängungen getestet, um die nächsten Anträge und wissenschaftlichen Aufsätze demensprechend ausstatten zu können. Die Leistungsspektren und -möglichkeiten antiker Riemen und ihrer Aufhängungen müssen gegen die Alternativen genau gemessen und evaluiert werden.

Andere Engagements werfen ihren Schatten voraus. Fest engagiert ist unser Keltenwagen beim Keltenfest am Sonntag und muss dafür vorbereitet werden. Die mit uns kooperierende Melanchthonschüler helfen uns aber bei den letzten Arbeiten, sowohl am Segel der Alchmona rediviva, als auch am Boot selbst (Baumarken entfernen) und am Laufboden des Prahmbootes. Aber auch der Kastenwagen des römischen Reisegefährts wird fortgesetzt. Zuletzt wurde die Fahrt nach Ungarn vorbereitet, damit am Sonntag der Hafen in Südungarn, Baja, angefahren weden konnrw. Am Montag wurde die Danuvina aus der Donau gehoben und traf auf einem ungarischen Schwerlaster die 1000 km Rückreise an und konnte am Dienstag gegen 11 Uhr in Schlungenhof / Gunzenhausen am FAU-Römerzentrum beim Altmühlsee eintreffen.

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Zwischenstopp auf der Donaureise

Nach drei Jahren fern der Heimat ist der Danuvina Alacris die harte Arbeit auf der Donau anzusehen: Der Rumpf von Algen überwuchert, einige Riemen und die Reeling beschädigt, die Bemalung in Mitleidenschaft gezogen. „Zeit, dass die Danuvia alacris überholt wird“, sagt Boris Dreyer. Das Team aus Freiwilligen der Region, Studierenden und Mitarbeitern der FAU haben mit dem Professor für Alte Geschichte hat das Römerboot nach einem archäologischen Fund aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. im Rahmen des mit EU Interreg Programms „Living Danube Limes“ rekonstruiert. Nach einer Fahrt im Sommer 2022 bis nach Rumänien hinab, war Danuvina alacris seither entlang der Donau und auf benachbarten Seen unter anderem für Publikumsfahrten im Einsatz: in Tulln, Österreich, bei Brno in Tschechien, in Bratislava in der Slowakei, wo ihr sogar ein Poststempel gewidmet wurde. Zuletzt war sie in Ungarn, wo sie am 22. September in Baja aus dem Wasser gehoben und mittels Trailer tags darauf zurück an den Schlungenhof gebracht wurde.

Abb. 1: Anlegestelle der Danuvina Alacris im Hafen von Baja (Südungarn) (© Thomas Herder)

Abb. 2: Vorbereitung für die Krahung der Danuvina Alacris (© Thomas Herder)

Abb. 3: Letzte Schritte vor der Krahung des Bootes (© Thomas Herder)

Abb. 4: Gemeinschaftsfoto mit den Teams aus Deutschland und Ungarn; in der Mitte Prof. Dr. Boris Dreyer (© Boris Dreyer)

In der Werft gibt es nun einiges zu tun, bevor die Danuvina alacris dann im April 2026 auf die Donau zurückkehrt. „Der Rumpf muss vom Algenbewuchs befreit werden, neu kalfatet, also die Fugen zwischen den Planken mit Hanf gestopft und danach geteert werden“, erklärt Boris Dreyer. „Außerdem müssen die Reeling sowie einige Riemen repariert und die wissenschaftlich ermittelte, enkaustische Bemalung mit Wachsfarbe erneuert werden.“ Zudem wird der komplette Innenausbau geschliffen und mit Leinöl eingelassen. Dabei hilft, wie so häufig in den letzten Jahren, ein Team aus FAU-Studierenden, Freiwilligen aus der Region und Mitarbeitenden seiner Professur. Nach den Arbeiten wird das Römerboot aber für Tests und Dreharbeiten genutzt. Im April 2026 geht es zurück an die Donau. Als erstes wird das Boot dann nach Osijek in Kroatien gebracht werden, danach geht es nach Serbien und zum Schluss nach Bulgarien. Dort endet die Reise der Danuvina alacris dann Ende 2027 nach fünf Jahren und sie kehrt endgültig an den Altmühlsee zurück.

Abb. 5: Ankunft der Danuvina Alacris am Altmühlsee in Gunzenhausen/Schlungenhof (© Margit Schedel)

Abb. 6: Einparken der Danuvina in die Werftanlage (© Margit Schedel)

Abb. 7: Endpotisition des Bootes bis zum Abtransport im April 2026 (© Margit Schedel)

Zu Wasser gelassen: Das neueste Römerboot

Am selben Tag um 13.15 ließen das Team der FAU aber auch die Alchmona rediviva zu Wasser, an der Studierende, Mitarbeiter und Freiwillige effektiv etwa zwölf Monate gearbeitet haben. „Ein wichtiger Schritt“, erklärt Boris Dreyer. „Wenn sich der Rumpf mit Wasser füllt, quellen die Holzplanken auf und verschließen die letzten Fugen zwischen den Planken endgültig.“ Darin sind Dreyer und seine Leute recht erfahren, mussten sie diesen Schritt in den letzten Jahren schon mit der Danuvia alacris und der Fridericiana Alexandrina Navis (F.A.N.) durchführen. Doch die Alchmona rediviva ist ein völlig anderes Boot als ihre beiden Vorgänger. Sind erstere Nachbauten römischer Patrouillenboote zur Grenzsicherung, so dienten Prahme wie die Alchmona rediviva dem Transport von Gütern und Nachschub. Dies wird auch an der Bauweise ersichtlich: ein flacher Rumpf ohne Kiel und mit 54 Zentimetern Höhe an der Seite recht niedrige Seitenwände, Bug und Heck ähneln eher Rampen. Der Tiefgang ist vorne 15 cm, hinten 10 cm.

Dreyer und sein Team haben den Prahm nach den Plänen eines archäologischen Fundes im niederländischen Zwammerdam am Niederrhein im Maßstab 1:2 aus Eiche nachgebaut. „Das Original, die Zwammerdam II, ist mit 22,7 Metern zu groß für unsere Werft“, sagt Prof. Dreyer, „deshalb haben wir es in kleinerem Maßstab nachgebaut. Das ist jedoch kein Problem, denn diesen Bootstyp gab es in allen möglichen Größen.“ Um nämlich die Rund 1000 in der Altmühlregion stationierten Legionäre bei Gunzenhausen, Gnotzheim und Theilenhofen effektiv zu versorgen und Tonnen an Getreide und anderer Güter heranzuschaffen und zu verteilen, waren Boote wie die Alchmona rediviva viel besser geeignet, als Transportkarren auf Straßen. „Immerhin kann der FAU-Nachbau errechnet etwa sieben Tonnen Last aufnehmen“, betont Prof. Dreyer. Da aber Flüsse in der Antike stärker mäandrierten als heute und die Ufer viel stärker bewachsen waren, mussten die Boote, wenn sie nicht getreidelt werden konnten, also vom Ufer aus den Fluss entlang gezogen, gesegelt oder gestakt werden. „Deshalb durften die Boote keinen allzu großen Tiefgang haben und nicht allzu lang sein“, erklärt Dreyer. „Und mit etwa elf Metern Länge, wäre sie perfekt für den Transport auf der flachen und seit der Renaturierung wieder mäandrierenden Altmühl geeignet, für die bereits in napoleonischer Zeit in der Region Graben eine Transportvolumen von 7-8 Tonnen errechnet wurde. Die Altmühl ist als Transporfluß bis Gunzenhausen gut belegt.“ Wie gut die Fahreigenschaften solcher Transportboote dann tatsächlich sind, möchten Dreyer und sein Team nun in nächster Zeit untersuchen.

Abb. 8: Vorbereitung für die Taufe und Wasserung der Alchmoa redivia (Prahmboot) (© Thomas Herder)

Abb. 9: Taufe und Dreharbeiten (© Thomas Herder)

Abb. 10: Taufe und Wasserung sind geglückt (© Thomas Herder)

Antike Wägen

Doch damit nicht genug. Längst sind andere Ziele anvisiert: Gebaut ist bereits ein längsgefederter Keltenwagen, der ein privilegiertes Transportmittel und Kriegswaffe in der La Tène Zeit bis hin zum Boudicca Aufstand im 1. Jh. n.Chr. (sowie darüber hinaus) war. Ein quergefederter römischer Reisewagen ist in Produktion. Gleich nach den feierlichen Tagen rund um die Danuvina und die Alchmona beginnen die Vorbereitungen für die Tests der genannten Wägen, deren Fahrkomfort ermittelt werden soll. Dafür werden sie in einem nahen Gestüt auf die Haflinger-Pferde angepasst, was kein selbstverständliches Unterfangen ist, müssen die Pferde erst an die Wägen gewohnt und das Geschirr – historisch korrekt – angepasst werden. Diese Tests sind noch im Winter anvisiert, das nächste Highlight.

Abb. 11: Transport des Keltenwagens und des FAU-Pferdes zum Keltenfest (© Norbert Schindler)

Abb. 12: Ankuft auf dem Keltenfest (© Norbert Schindler)

Interdisziplinäres FAU-Projekt nutzt Römerboot für Jugendpädagogik

Als die F.A.N., eines der Römerboote der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Anfang August über den Altmühlsee fuhr, saß nicht das eingespielte Team, an den Riemen, das den originalgetreuen Nachbau üblicherweise rudert. Die Besatzung der F.A.N. bestand vielmehr aus Kindern und Jugendlichen zweier therapeutischer Wohngruppen der Rummelsberger Dienste für junge Menschen (RDJ). Geleitet wurde die ungewöhnliche Expedition von Althistoriker und Römerboot-Projektleiter Prof. Dr. Boris Dreyer, Professur für Alte Geschichte, und Prof. Dr. Thomas Eberle, Inhaber des Lehrstuhls für Schulpädagogik mit dem Schwerpunkt Schulentwicklungsforschung und Experiential Learning. Begleitet wurden die beiden noch von Andreas Taschka, dem Leiter der therapeutischen Jugendhilfegruppen, und weiteren Teammitgliedern aus allen drei Bereichen.

Den ganzen Beitrag können Sie hier auf der FAU-Seite lesen.

Weitere Informationen: 

Prof. Dr. Boris Dreyer
Professur für Alte Geschichte
Tel.: 09131/85-25768
boris.dreyer@fau.de

Abb. 13 und 14: Limestag, Probewasserung des neuen Prahmbootes (© Margit Schedel).